Ja, Schnee gibbet hier auch, in allen moeglichen Variationen. Zum einen natuerlich in den Andenregionen in der ueblichen Form kleiner Eiskristalle die nach Agglomeration zu dem weithin bekannten Schnee fuehren, zum anderen aber auch als weisses Pulver, welches man auch unter anderem Namen kennt. La Paz ist fuer nun fuer diese zweite Art Schnee, also das Kokain, so etwa was Amsterdam fuer Marihuana ist. Aber ich hol mal bisschen weiter aus.
Es begab sich, dass ich seinerzeit vor ca. 2 Wochen im Gefaengnis zu La Paz war. Allerdings auf die gute alte Monopoly Art, also nur zu Besuch. Um das zu tun bezahlt man 250Bs. umgerechnet 25 Euro an die Gefangenen und von dem geld werden dann die Waerter und was da sonst noch so alles dranhaengt geschmiert. Ueberhaupt ist der Knast in La Paz voellig anders von den mir bisher bekannten Anstalten. So gibt es im Gefaengnis selbst z.B. keine Beamten. Die sind nur draussen. Die Zellen sind nicht verschlossen und stehen fuer neu Einsitzende zum Kauf bereit. Wenn man also in den Knast kommt laesst man sich am besten erstmal Geld von der Familie kommen, oder man hat selbst noch genug und davon kauft man sich dann direkt ne Zelle. Wer genug Kohlen hat kanns auch machen wie der eine kolumbianische Kokslord, der kauft sich einfach nen halben Zellenblock und hat seine Ruhe.
Die zweite etwas ungewoehnliche Sache an dem ganzen Strafvollzug ist die, dass die Familien der Einsitzenden mit selbigen zusammen leben duerfen. Sprich, die Frauen und Kinder der boesen Buben wohnen mit in den erworbenen Zellen, sind allerdings absolut frei in ihrem kommen und gehen. Die Kinder gehen morgens raus in die Schule und kommen Nachmittags wieder rein um im Knasthof mim Fahrraedchen zu fahren. Unnoetig zu erwaehnen, dass bei soviel Freiheiten natuerlich das Einkaufen nicht zu kurz kommt. So gibts dann Lebensmittellaeden, die man ebenfalls wie die Zellen kaufen kann, Schuhgeschaefte etc. im Gefaengnis.
Und noch etwas gibts da, womit ich dann jetzt endlich die Kurve bekomme, naemlich das gute alte Kokain. Stellen sie im Knast selbst her, ist eins der reinsten was man in der Welt bekommen kann und dazu spottbillig. Habe mir sagen lassen, dass das Gramm Koks in Deutschland einen Marktwert von etwa 40 Euro hat, wer sich genoetigt fuehlt mich zu verbessern kann das an dieser Stelle gerne tun. Dieses Gramm ist dann wahrscheinlich noch gut gestreckt. Fuer das Gramm Koks in der JVA La Paz zahlt man satte 2 Euro an seinen Dealer. Deutlich billiger und dazu ists wohl auch noch deutlich besser. Schmecken tuts allerdings nicht sonderlich, bitter halt. Dafuer betaeubts den Mund.
Nun waere der titel "Amsterdam des Kokains" nicht gerade angemessen wenn man dafuer immer in den Knast gehen muesste. Muss man aber auch gar nicht. So gibt es, zugegebenermassen illegale, Afterpartys in der Stadt. Afterpartys deshalb weil sie nach der Sperrstunde stattfinden. Eines Abends war ich nun auch auf einer dieser Afterpartys, die Party davor hat gut gerockt und ich dachte bisschen mehr tanzen schadet auch nicht. Statt tanzen gings dann aber erstmal durch eine verschlossene und anschliessend durch 2 Schalldichte Tueren bevor man ueberhaupt zu der Party kam. Party war auch zuviel gesagt, war eher ne Lounge. Der Kellner in dem Etablissement, also der in der Bar ANGESTELLTE Bedienstete der die Getraenke bringt, nicht irgendeiner von der Strasse, kam dann an den Tisch und meinte sowas in der Art: "Servus, ich bin der Luiz, euer Kellner heute Abend. Wenn ihr was wollt, sagt einfach bescheid, Wodka, Wodka Lemon, Koks, was immer ihr moechtet!"
So einfach ists koksen in La Paz, und fuer was anderes geht man offensichtlich auch nicht auf die Afterpartys, denn als ich mich da so umgeschaut hab war da nicht viel mit tanzen oder so. Auch das trinken war recht teuer, nur halt das koksen nicht.
So, genug vom Schnee, kommen wir zum Schnee. Um La Paz drumherum gibts ja so ein paar Berge die ja bekanntermassen zu den Anden gehoeren. Jetzt sind die Anden ja etwas hoeher als die guten alten Alpen, so liegt zum Beispiel die hoechste Stadt der Welt in Bolivien, heisst Potosi und ist 4060m hoch. Da faengt das Leben also quasi da an wos in Europa aufhoert. Ok, der Mont Blanc ist irgendwas mit 4800 und der hoechste der Alpen, aber so ungefaehr kommt das schon hin. Und somit gabs dann auch die Moeglichkeit fuer den Normalomenschen wie ich es bin zum Extremsportler zu werden und so nen 6088m Berg hochzustapfen. Da wird die Luft dann schon duenn, Hoehentraining nennt der Freund des gepfelgten Radsportes das.
Vorher gings aber erstmal zum antesten wie man so auf die Hoehe reagiert auf 5450m, den Chalcantaya. Das ging auch recht einfach, vornehmlich deshalb weil man bis auf 5300m mit dem Auto gefahren wurde und dann nachweislich nur noch 150m stiefeln musste. Trotzdem, die Luft da oben ist duenn und auch wenns nicht auf die Muskeln geht bleibt man doch das ein oser andere mal stehen um mal wieder zu Atem zu kommen. Oben angekommen gabs dann das vielleicht hoechste Doppelarschfreibild der Welt. Auch wenns hier keiner sehen will, macht halt die Augen zu!

Aehh... ja.
Am selben Tag gings dann noch ins "Valle de la Luna", das ist ein tal aus so ner Art Sandstein das vom Regen ausgewaschen wurde. Schoener Ausblick aber recht klein und hier nur der Vollstaendigkeit halber.

Valle de la Luna
Nach der Probe aufs Exempel auf 5450m die gut ueberstanden wurde gings dann den Huayna Potosi mit seinen 6088m an. Dabei war am ersten Tag nur die Anfahrt zum Basislager, entspanntes Essen und Eisklettern angesagt.

Graeber von Minenarbeitern nahe des Huayna Potosi

Ich am Eisklettern (denkt euch die Leine weg, dann ists cooler :))
Am zweiten Tag gings dann mit gepaeck vom Basislager aufs Hochlager. Das Basislager ist auf 4750m, das Hochlager befindet sich auf 5300m. Mit dem Hochlager kam dann auch der Schnee. Am Abend des 2ten Tages gings frueh ins Bett, leider mit viel zu viel Essen im vorhinein. Ich hab mich so vollgefuttert! Versucht mal mit 2kg Essen im Magen auf 5300m bei -15 Grad Celsius zu schlafen und gleichzeitig zu verdauen. Das klappt nicht! Sauerstoff ist eh schon knapp und das Blut will ganz gern die Glieder waermen, also ist nicht viel mit Blut in Magen zum verdauen und so. Schlaf hat jedenfalls keiner von uns bekommen. Das Gute dabei: Es hiess schon um 1 Uhr morgens raus aus den Federn und fertig machen zum Aufstieg, insofern musste man nicht allzu lange wachliegen.
Um 1 Uhr also aufgestanden, Eisaxt in die Hand und Steigeisen an die Fuesse und auf gehts zum Gipfel. Der Aufstieg viel mir erstaunlich leicht, von geringfuegigen Kopfschmerzen und Uebelkeit aufgrund zuviel Essens mal abgesehen. Zu der Schoenheit der Natur die man da erlebt sei nur soviel gesagt: Einer der besten Sternenhimmel, der Blick ueber das grossflaechigste Gebirge der Welt und eine rotgluehende Scheibe die sich ziemlich schnell den Horizont raufschiebt haben mehr als entlohnt fuer die Strapazen die man da erlebt hat. Hier mal ein Blick von da oben, spaeter noch ein Video.

Blick vom Huayna Potosi
Das Problem war: Man muss auch wieder runter. Und das zweite Problem: Der Bergfuehrer war ein verdammter Idiot! Aus irgendwelchen fadenscheinigen Gruenden ist der mit uns von Gipfel bis basislager runtergerannt! Wir, also ich und zwei Hollaender, sind jeweils 1-2 mal gestolpert und hingefallen, hoert sich jetzt villeicht jammerig an, aber wenn sich neben euch Gletscherspalten auftun sieht das ganze anders aus, und selbst auf die Bitte hin doch ein wenig langsamer zu machen kam nur Unverstaendis. So ein Riesendepp! Und dann haben wir im Hochlager 2 Stunden auf die einzige Frau in der Runde gewartet die mit dem 2ten Fuehrer hochgegangen ist. Naja, bin trotzdem noch heil angekommen, wenn auch am Ende voellig fertig weil mir nach dem Sprint jegliche Kraft fuer den Abstieg gefehlt hat. Und wie gesagt, gelohnt hat sichs auch.
Video vom Gipfel
So, das wars mal wieder fuer heute. Das naechste mal gibts dann Potosi, Uyuni und die Salzebene.
1 Kommentar:
Ich find die Koks-Comments ja mal richtig geil. Ansonsten hört sich die Anden-Geschichte ja ziemlich cool an, da muss ich unbedingt auch mal hin :-) Viel Spaß noch!
Kommentar veröffentlichen