Donnerstag, 25. September 2008

Wir bleiben bei weissem Pulver...

...aber diesmal gehts mehr ums Salz. Ok, bevor hier einige aufschrein, Pulver ist definitiv nicht die richtige Bezeichnung dafuer, Salz wuerde schon eher passen. Aber als Schreiberling nehme ich mir an der Stelle einfach mal die kuenstlerische Freiheit und schaffe schoen elegant in der Ueberschrift einen Uebergang. Ausserdem spar ich mir die Kreativitaet lieber fuer die Geschichten die dieser eh schon wieder viel zu langen Vorrede folgen als ewig ueber eine passende Ueberschrift zu sinnieren.

Also, Salz. Naja, gehen wir nochmal weg vom Salz und kommen kurz zum Silber, schliesslich habe ich beim letzten mal gross versprochen euch von Potosi zu berichten. Und bei Potosi gibts nunmal mehr Silber als Salz, ok, gabs mehr Silber als Salz. Irgendwann vor geraumer Zeit, bin grad zu faul zum recherchieren deshalb gibts heute nur Klugscheisserei mit vager Zeitangabe, ok? Also, vor geraumer Zeit, als es Bolivien noch nicht gab sondern nur das spanische Reich war Potosi der Hauptsilberlieferant des spanischen Reiches. Der Berg da hat einiges abgeworfen und den guten Kolonialherren daheim in Madrid die Taschen gefuellt. Genau gesagt waren die Silberminen von Potosi die ergiebigsten ueberhaupt. Sowas zieht natuerlich ne Menge Leute an. Naja zu Kolonialzeiten wurden natuerlich jede Menge Leute herangezogen. Die Heranzieher waren in dem Fall die Spanier und die Herangezogenen hauptsaechlich die guten alten Inkas die zu der Zeit nicht allzu viel zu lachen hatten. Resultat des ganzen war auf jeden Fall das Potosi wohl angeblich zu den Zeiten mal groesste Stadt der Welt war. Ein Englaender den ich in Guatemala getroffen habe und der so ein bisschen Hobbyforscher in Sachen Bevoelkerungszahlen war, hat mir allerdings erzaehlt, dass man das mit Platz 1 wohl nicht so genau sagen kann. Fest steht aber: Potosi war mal verhaeltnismaessig gross, hatte wohl sogar mehr Einwohner als heuer und gehoerte wohl unter die Top 3 der groessten Staedte der Welt (Nebenbei ne wichtige Civ Statistik!).

Was man nicht alles in der Welt findet...
Ein Hydrantendeckel in Potosi aus dem guten alten KL

Heutzutage sind die Minen alle erschoepft. Die Spanier haben da schon gute Arbeit geleistet, alles abgegrast und dann die Mannen dem Buergerkrieg ueberlassen und unter dem Deckmantel der Autonomie die Probleme abwaelzen, clever! Allerdings sieht man der Stadt den einstigen Reichtum zumindest teilweise noch an. Das historische Zentrum ist eines der schoeneren in Bolivien (kann hier natuerlich nur fuer den Westen sprechen). Viel machen kann man allerdings in Potosi nicht. Ok, die Minen kann man besuchen, aber ich muss gestehen das ich auf eine tiefere Bekanntschaft verzichtet habe und die Begegnung oberflaechlich gehalten habe. Zum einen weil das fuer Menschen groesser als 1,80m nicht son Spass sein soll, zum anderen weil manch einer sagt das man den heutigen Minenarbeitern nur im Weg rumsteht und eher behindert. Und das mit der Groesse stimmt, ich musste schon beim reingehen in den ersten Schacht meinen Oberkoerper um 90° umklappen und das wird nach unten in die Minen die teilweise bis zu fuenf Ebenen haben die besichtigt werden (oder warens 3?) nicht besser!

Eingang zu einer Mine

Achja, heutige Minenarbeiter: In den Minen wird noch gearbeitet und zwar zu Hauf. Zwar gibts kein Silber mehr, aber Mineralien finden sie noch etliche. Das ganze laeuft absolut privat ab, das heisst die Leute gehen auf den Markt, kaufen sich 3 Stangen Dynamit (die da nebenbei wohl frei verkaeuflich sind, wenn man ne Tour macht kann man die den Leuten in den Minen als Geschenk mitbringen), klettern nen dunklen Schacht runter und wenn sie das Feuerzeug nicht vergessen haben gibts danach nen Rumms und dann werden Pyrite und sonstiger Ramsch gesammelt. Als Tourist bekommt man dann den ganzen Scheiss angedreht, unter anderem so gesundheitsfoerdernde Dinge wie Bleikristalle.

Ein weiterer Grund sich das ganze nicht unbedingt anzusehen ist der, dass es in den Minen nicht grad wenig Kinder gibt die ihr Glueck versuchen. Soll man das unterstuetzen? Wohl kaum! Gibt da in Potosi auch Anzeigen die den Kindern erzaehlen das sie als Minenarbeiter auch Rechte haben. Na Super. Ueberhaupt ists wohl so, dass man durch die Entscheidung in die Minen zu gehen sein Leben auf ca. 20 weitere Jahre ab Eintrittsdatum beschraenkt. Und die verbringt man dann auch noch mit buckeln und richtig fieser koerperlicher Arbeit. Gut, das Dynamit hat schon einiges leichter gemacht gegenueber frueher, aber Hightech Bergbau sieht glaub ich anders aus.

Ansonsten gabs nicht viel in Potosi. Heisse Quellen gabs, eigentlich wars eher ein heisser See, aber nachher kommen eh noch so viele Fotos, da verzichte ich mal auf so was banales. Achja, son Festival mit irgendsonem Ausdruckstanz und sonstigem Mist von dem man ganz begeistert nen Foto schiesst wenn grad ne huebsche Bolivianerin neben einem steht gabs an dem Wochenende auch noch.

So, weitere Fotos hab ich versprochen. Von Potosi gings weiter nach Uyuni. Ein Dorf, ok, aufgrund der Touris sagen wir mal eine kleine Stadt, die zum einen ueberaus haesslich ist und die zum anderen wahrscheinlich ohne die Touristen schon lang nicht mehr existieren wuerde. Viel gibts da auch nicht. Und kalt ists auch. Das einzige was an Uyuni positiv ist ist, dass es direkt an der gleichnamigen Salzebenen liegt, dem Salar de Uyuni. Und da gibts jede Menge Touris die die sehen wollen, zu Recht wie ich im nachhinein sagen muss. Die Natur die man da zu sehen bekommt ist schon aussergewoehnlich.

Aber von vorne. Von Potosi gings nach Uyuni und am gleichen Abend, nach einem 25 Quadratzentimeter Lamakotelette (wie immer mit Pommes und Reis... ich hasse dieses Localfood so langsam!!!), wurde noch die Tour in die Salzewueste gebucht um der Haesslichkeit der Stadt zu entkommen.

Am naechsten Tag gings dann auf die 3 Tagestour von Uyuni nach San Pedro de Atacama in Chile, eben durch die besagte Salzwueste. Startpunkt war der Friedhof der Lokomotiven, eine Ansammlung aus rostigem Metall in mehr oder weniger Zugform, den man allerdings mit ein bisschen fotografischem Geschick ganz nett in Szene setzen kann. Ausserdem ist das ein netter spielplatz zum klettern, verstecken und sonstige Dinge treieben. Sonstige Dinge koennen dabei zum Beispiel Sachen sein wie das posige ablichten seines oberkoerperfreien Freundes wie es 3 leicht homoerotisch wirkende Skandinavier bis zum erbrechen getan haben.

Friedhof der Zuege

Vom Friedhof der Zuege (klingt irgendwie bescheuert) gings dann zunaechst weiter in ein Dorf aus Salz, also alle Haeuser aus Salz gebaut und so, und anschliessend zu einem Salzhotel. Bis darauf das alles um einen herum weiss ist ist das noch nicht allzu spektakulaer.

Salzhotel anpinkeln verboten.
Stellt sich nur die Frage: Warum?
Weils mueffelt oder weils sich aufloest?

Der Hoehepunkt des ersten Tages war dann aber die Isla de Irgendwas von der ich immer den Namen vergesse obwohl er eigentlich einfach ist. Die Insel besteht im Endeffekt aus Korallen und kakteen. Korallen deshalb weil die Salzebene frueher mal nen See war der dann irgendwann ausgetrocknet ist. Zurueck blieb dann eben das Salz und eben diese Insel aus Korallen und inzwischen Kakteen. Die waren natuerlich vorher, also zu Seezeiten, noch nicht da.

Kakteeninsel

Was man in diesen Salzebenen ganz gut machen kann sind diese bescheuerten Fotos die auf einmal ueberall auftauchen wo man den Eifelturm in den haenden haelt oder sowas halt. Ist da ganz nett weils alles weiss und blau ist und man insofern keine Moeglichkeit zum skalieren der Objekte hat. Als echte Mainstreamer haben wirs uns da natuerlich nicht nehmen lassen auch nen paar Bilder zu machen. Hier mal eins von den Fotos, auch wenns leider Gottes nicht perfekt ist siehts noch ganz witzig aus.

Perspektivisches

Am zweiten Tag gings dann zunaechst zu so nem Stein der irgendwas mit "Arbol de piedra" heisst. Arbol heisst quasi Baum und piedra Stein. Also Baumstein, oder Steinbaum? Wie auch immer, es ist ganz nett anzusehn aber weit von Highlightcharakter entfernt.

Arbol de piedra

Was dann wieder richtig gut war war die Laguna Colorada an der wir die, zugegebenermassen schweinekalte Nacht verbracht haben. Bei der Laguna handelt es sich, man mags kaum glauben, um eine Lagune, also in dem Fall hier nen kleinen See in dem alle 3 Arten der suedamerikanischen Flamingos vorkommen. Wenn ihr euch jetzt fragt was ich mich auch gefragt habe: Wie Flamingos, ich dacht Suedamerika, nicht Afrika! Dann kann ich euch nur sagen: Die Leute sprechen hier Spanisch, also spanisches Spanisch, kein Afrikaansk "Spanisch" und mir wurde versichert das Flamingos auf 4000m Hoehe bei gefrorener Wasseroberflaeche nicht so aussergewoehnlich seien wie ich vielleicht denken mag. Das eigentlich tolle an der Lagune ist aber die farbe. Die ist naemlich Rostbraun bis lila, je nachdem wie grad die Sonne steht. Warum sag ich jetzt mal noch nicht, dann hab ich anemlich vielleicht ne Raetselfrage fuer naechsten Monat.

Laguna Colorada, sehr farbig

Wie schon gesagt, die Nacht war saukalt und um 4:30 schon wieder zu Ende. Um 5 Uhr sollte es dann losgehen um Geysire zu betrachten wenn sich da nicht mein Darm zuverlaessig gemeldet haette. 15min. Verspaetung nur wegen mir, die allerdings unser Fahrer locker wieder aufgeholt hat. Gut das der Bolivianer ist und nicht auf deutschen Autobahnen sein Unwesen treibt! Puenktlich zum Sonnenaufgang waren wir dann an den Geysiren. Warm wars, und schwefelig, und dampfig, und mondig waers auch gewesen wenn es dieses Adjektiv fuer eine Mondlandschaft geben wuerde. Achja, nochwas wars, immer noch uebelst kalt!

Geysire im Morgengrauen

Mond


Von den Geysiren gings dann zu den heissen Quellen, schon wieder... Das ist bald schlimmer als mit den Wasserfaellen! Jedes kleine Dreckskaff hat seine heissen Quellen! Und dann bei Eisblumen an den Autoscheiben und gefrorenen Shampooflaschen im Gepaeck ausziehen und ne heisse Quelle erleben? Das mag ja nett sein solang man drinsitzt, aber nein Danke. Mir wars verfroren aber angezogen in dem Fall echt lieber. Gut aussehen konnte die Umgebung trotzdem.

Um die heissen Quellen drumherum.

Nach den Quellen und einem ausgiebiegen Pfannkuchenfruehstueck bei dem ich mal wieder gezeigt habe was ich so am Pfannkuchen kann gings dann auch schon rueber zur chilenischen Grenze an der wir von einem Bus abgeholt wurden der uns dann nach San Pedro de Atacama in die trockenste Wueste der Welt gebracht hat.

Samstag, 20. September 2008

Schnee, Schnee und nochmals Schnee

Ja, Schnee gibbet hier auch, in allen moeglichen Variationen. Zum einen natuerlich in den Andenregionen in der ueblichen Form kleiner Eiskristalle die nach Agglomeration zu dem weithin bekannten Schnee fuehren, zum anderen aber auch als weisses Pulver, welches man auch unter anderem Namen kennt. La Paz ist fuer nun fuer diese zweite Art Schnee, also das Kokain, so etwa was Amsterdam fuer Marihuana ist. Aber ich hol mal bisschen weiter aus.


Es begab sich, dass ich seinerzeit vor ca. 2 Wochen im Gefaengnis zu La Paz war. Allerdings auf die gute alte Monopoly Art, also nur zu Besuch. Um das zu tun bezahlt man 250Bs. umgerechnet 25 Euro an die Gefangenen und von dem geld werden dann die Waerter und was da sonst noch so alles dranhaengt geschmiert. Ueberhaupt ist der Knast in La Paz voellig anders von den mir bisher bekannten Anstalten. So gibt es im Gefaengnis selbst z.B. keine Beamten. Die sind nur draussen. Die Zellen sind nicht verschlossen und stehen fuer neu Einsitzende zum Kauf bereit. Wenn man also in den Knast kommt laesst man sich am besten erstmal Geld von der Familie kommen, oder man hat selbst noch genug und davon kauft man sich dann direkt ne Zelle. Wer genug Kohlen hat kanns auch machen wie der eine kolumbianische Kokslord, der kauft sich einfach nen halben Zellenblock und hat seine Ruhe.


Die zweite etwas ungewoehnliche Sache an dem ganzen Strafvollzug ist die, dass die Familien der Einsitzenden mit selbigen zusammen leben duerfen. Sprich, die Frauen und Kinder der boesen Buben wohnen mit in den erworbenen Zellen, sind allerdings absolut frei in ihrem kommen und gehen. Die Kinder gehen morgens raus in die Schule und kommen Nachmittags wieder rein um im Knasthof mim Fahrraedchen zu fahren. Unnoetig zu erwaehnen, dass bei soviel Freiheiten natuerlich das Einkaufen nicht zu kurz kommt. So gibts dann Lebensmittellaeden, die man ebenfalls wie die Zellen kaufen kann, Schuhgeschaefte etc. im Gefaengnis.
Und noch etwas gibts da, womit ich dann jetzt endlich die Kurve bekomme, naemlich das gute alte Kokain. Stellen sie im Knast selbst her, ist eins der reinsten was man in der Welt bekommen kann und dazu spottbillig. Habe mir sagen lassen, dass das Gramm Koks in Deutschland einen Marktwert von etwa 40 Euro hat, wer sich genoetigt fuehlt mich zu verbessern kann das an dieser Stelle gerne tun. Dieses Gramm ist dann wahrscheinlich noch gut gestreckt. Fuer das Gramm Koks in der JVA La Paz zahlt man satte 2 Euro an seinen Dealer. Deutlich billiger und dazu ists wohl auch noch deutlich besser. Schmecken tuts allerdings nicht sonderlich, bitter halt. Dafuer betaeubts den Mund.
Nun waere der titel "Amsterdam des Kokains" nicht gerade angemessen wenn man dafuer immer in den Knast gehen muesste. Muss man aber auch gar nicht. So gibt es, zugegebenermassen illegale, Afterpartys in der Stadt. Afterpartys deshalb weil sie nach der Sperrstunde stattfinden. Eines Abends war ich nun auch auf einer dieser Afterpartys, die Party davor hat gut gerockt und ich dachte bisschen mehr tanzen schadet auch nicht. Statt tanzen gings dann aber erstmal durch eine verschlossene und anschliessend durch 2 Schalldichte Tueren bevor man ueberhaupt zu der Party kam. Party war auch zuviel gesagt, war eher ne Lounge. Der Kellner in dem Etablissement, also der in der Bar ANGESTELLTE Bedienstete der die Getraenke bringt, nicht irgendeiner von der Strasse, kam dann an den Tisch und meinte sowas in der Art: "Servus, ich bin der Luiz, euer Kellner heute Abend. Wenn ihr was wollt, sagt einfach bescheid, Wodka, Wodka Lemon, Koks, was immer ihr moechtet!"
So einfach ists koksen in La Paz, und fuer was anderes geht man offensichtlich auch nicht auf die Afterpartys, denn als ich mich da so umgeschaut hab war da nicht viel mit tanzen oder so. Auch das trinken war recht teuer, nur halt das koksen nicht.
So, genug vom Schnee, kommen wir zum Schnee. Um La Paz drumherum gibts ja so ein paar Berge die ja bekanntermassen zu den Anden gehoeren. Jetzt sind die Anden ja etwas hoeher als die guten alten Alpen, so liegt zum Beispiel die hoechste Stadt der Welt in Bolivien, heisst Potosi und ist 4060m hoch. Da faengt das Leben also quasi da an wos in Europa aufhoert. Ok, der Mont Blanc ist irgendwas mit 4800 und der hoechste der Alpen, aber so ungefaehr kommt das schon hin. Und somit gabs dann auch die Moeglichkeit fuer den Normalomenschen wie ich es bin zum Extremsportler zu werden und so nen 6088m Berg hochzustapfen. Da wird die Luft dann schon duenn, Hoehentraining nennt der Freund des gepfelgten Radsportes das.
Vorher gings aber erstmal zum antesten wie man so auf die Hoehe reagiert auf 5450m, den Chalcantaya. Das ging auch recht einfach, vornehmlich deshalb weil man bis auf 5300m mit dem Auto gefahren wurde und dann nachweislich nur noch 150m stiefeln musste. Trotzdem, die Luft da oben ist duenn und auch wenns nicht auf die Muskeln geht bleibt man doch das ein oser andere mal stehen um mal wieder zu Atem zu kommen. Oben angekommen gabs dann das vielleicht hoechste Doppelarschfreibild der Welt. Auch wenns hier keiner sehen will, macht halt die Augen zu!
Aehh... ja.
Am selben Tag gings dann noch ins "Valle de la Luna", das ist ein tal aus so ner Art Sandstein das vom Regen ausgewaschen wurde. Schoener Ausblick aber recht klein und hier nur der Vollstaendigkeit halber.
Valle de la Luna
Nach der Probe aufs Exempel auf 5450m die gut ueberstanden wurde gings dann den Huayna Potosi mit seinen 6088m an. Dabei war am ersten Tag nur die Anfahrt zum Basislager, entspanntes Essen und Eisklettern angesagt.
Graeber von Minenarbeitern nahe des Huayna Potosi
Ich am Eisklettern (denkt euch die Leine weg, dann ists cooler :))
Am zweiten Tag gings dann mit gepaeck vom Basislager aufs Hochlager. Das Basislager ist auf 4750m, das Hochlager befindet sich auf 5300m. Mit dem Hochlager kam dann auch der Schnee. Am Abend des 2ten Tages gings frueh ins Bett, leider mit viel zu viel Essen im vorhinein. Ich hab mich so vollgefuttert! Versucht mal mit 2kg Essen im Magen auf 5300m bei -15 Grad Celsius zu schlafen und gleichzeitig zu verdauen. Das klappt nicht! Sauerstoff ist eh schon knapp und das Blut will ganz gern die Glieder waermen, also ist nicht viel mit Blut in Magen zum verdauen und so. Schlaf hat jedenfalls keiner von uns bekommen. Das Gute dabei: Es hiess schon um 1 Uhr morgens raus aus den Federn und fertig machen zum Aufstieg, insofern musste man nicht allzu lange wachliegen.
Um 1 Uhr also aufgestanden, Eisaxt in die Hand und Steigeisen an die Fuesse und auf gehts zum Gipfel. Der Aufstieg viel mir erstaunlich leicht, von geringfuegigen Kopfschmerzen und Uebelkeit aufgrund zuviel Essens mal abgesehen. Zu der Schoenheit der Natur die man da erlebt sei nur soviel gesagt: Einer der besten Sternenhimmel, der Blick ueber das grossflaechigste Gebirge der Welt und eine rotgluehende Scheibe die sich ziemlich schnell den Horizont raufschiebt haben mehr als entlohnt fuer die Strapazen die man da erlebt hat. Hier mal ein Blick von da oben, spaeter noch ein Video.
Blick vom Huayna Potosi
Das Problem war: Man muss auch wieder runter. Und das zweite Problem: Der Bergfuehrer war ein verdammter Idiot! Aus irgendwelchen fadenscheinigen Gruenden ist der mit uns von Gipfel bis basislager runtergerannt! Wir, also ich und zwei Hollaender, sind jeweils 1-2 mal gestolpert und hingefallen, hoert sich jetzt villeicht jammerig an, aber wenn sich neben euch Gletscherspalten auftun sieht das ganze anders aus, und selbst auf die Bitte hin doch ein wenig langsamer zu machen kam nur Unverstaendis. So ein Riesendepp! Und dann haben wir im Hochlager 2 Stunden auf die einzige Frau in der Runde gewartet die mit dem 2ten Fuehrer hochgegangen ist. Naja, bin trotzdem noch heil angekommen, wenn auch am Ende voellig fertig weil mir nach dem Sprint jegliche Kraft fuer den Abstieg gefehlt hat. Und wie gesagt, gelohnt hat sichs auch.
Video vom Gipfel
So, das wars mal wieder fuer heute. Das naechste mal gibts dann Potosi, Uyuni und die Salzebene.

Mittwoch, 17. September 2008

Bilderraetsel Nr. Sechs

Willkommen zurueck beim allmonatlichen Bilderraetsel. Meine Tour in die Salares geht in nerhalben Stunde los und ich hab noch kein Proviant gekauft deshalb heute keine lange rede. Das Prozedere duerfte inzwischen ja auch bekannt sein.

Hier also die Frage: Was waechst hier an diesem Strauch?


Antworten wie immer per eMail, Nachricht, SMS, Postkarte etc. an mich, die ersten 5 Einsender gewinnen, blablabla...

Viel Spass und Erfolg!

Sonntag, 14. September 2008

Politisches und ideologisches

Eigentlich sollte der naechste Post ueber was anderes gehen, aber aufgrund der aktuellen politischen Ereignisse hier in Bolivien stelle ich de vielen Dinge die in der letzten Zeit erlebt wurden mal zurueck und stelle mich stattdessen als Aussenreporter zum bevorstehenden Buergerkrieg in Bolivien zur Verfuegung.

Also erstmal e kurze Zusammenfassung fuer diejenigen die nicht wissen worums geht. Der aktuelle Praesident Boliviens, Evo Morales, wurde vor geraumer Zeit gewaehlt. Das besondere daran, erkommt aus aermlichen Verhaeltnissen und gehoert selber der indigenen Bevoelkerung die zwar zahlenmaessig die Mehrheit bildet, allerdings hauptsaechlich die wirtschaftlich schwachen Regionen bewohnt und deshalb keine Kohlen hat.

Evo Morales

Jetzt ist der Morales nen Sozi uebelster Sorte, was der indigenen Bevoelkerung natuerlich gefaellt da der wohl die reichen Leute enteignet (hab ich so am rande gehoert, weiss nicht ob das stimmt) und an deren Vermoegen bzw. Einnahmen rangeht. Das macht er ueber hoehere Besteuerung von Erdgas und Oel das in den Regionen vorkommt die von den Weissen und Mestizen etc. bewohnt werden. Dabei handelt es sich hauptsaechlich um den Osten des Landes. Natuerlich haben die Reichen wie immer kein Bock drauf an die ihrer Meinung nach faulen Saecke im Hochland zu bezahlen waehrend die Leute im Hochland das natuerlich nur Recht und billig finden. Da die Reichen sich da ziemlich gegen gewehrt haben hat Morales sich anfang August vom Volk im Amt bestaetigen lassen. Das ist ihm auch mit 67% der Stimmen gelungen.

Da die Reichen Tieflaender aber schlechte Verlierer sind und die Ueberlegenheit der Demokratie ueber die Rassenherrschaft der Weissen nicht akzeptieren wollen haben sich 4 Provinzen unabhaengig erklaert. Seit ein bis zwei Wochen spitzt sich die Lage jetzt zu. Die Tieflaender haben die Gaslieferungen runtergefahren waehrend die Hochlaender die Hauptstaedte der moechtegernautonomen Provinzen teilweise blockieren. Eskaliert ist das ganze ungefaehr letzten Mittwoch als es die ersten Toten und Verletzten bei Ausschreitungen gab.

Aus meiner Sicht stehen die hier ganz kurz vor einem Buergerkrieg. Ich war die letzten 2 Tage in Cochabamba, eine der Regimetreuen Staedte und Provinzen, und hab mir das da mal son bisschen angesehen. Die Regimetreuen, die natuerlich nix von der Autonomitaet der reichen Provinzen halten, schliesslich geht da ne Menge Geld bei verloren, aehh... ich meine natuerlich die Einigkeit des Landes ist in Gefahr, organisieren neben den Blockaden schon die ersten Gegenaktionen. So zum Beispiel diese gut besuchte Infotafel auf dem "Plaza de 14 Septiembre" in Cochabamba.

Infotafel

Auf diesen infotafeln holt sich das Volk dann die neusten Informationen ueber die Kapitalisten und Faschisten wie sie auf den Zeitungsausschnitten in roter Farbe tituliert werden. Ausserdem bekommt jeder zweite Demonstrant in den Zeitungen von den objektiven Beobachtern und Informationssammlern ein Hakenkreuz auf den Bauch gepinselt.

Als ich dann gestern so interessiert ueber den Platz gestefelt bin hat mich der Haupredefuehrer der Gegenbewegung und zukuenftiger Kandidat fuer das Praefekturat angesprochen. Zum Glueck bin ich Deutscher, als Amerikaner haett ich ihm was vorluegen mussen, und so musste ih mich nichtmal verstellen. Er war direkt ganz begeistert, Deutschland sei ja so toll und es bildete sich bald eine Menschentraube aus 20 Peronen denen ich ausgiebigst im wahrscheinlich gebrochensten Spanisch das die Kollegen je gehoert haben vom deutschen Sozialsystem erzaehlt habe. Da dachte ich ja noch das se halt alles ne Frage der Ideologien, hier die Kapitalisten und dort die Sozis. Aber dann kam natuerlich die alles entscheidende Frage: "Was haelst denn du von Hitler?" Ich so: "Ja, nicht so klasse, ne? Krieg und Gaskammern und so." Darauf der Kommunistennazi: "Ich bewunder Hitler! Das war mal ein starker Mann an der Spitze eines Staates!"

Ich mit den Kommunistennazis, der Typ mit
Hut ist der Praefektenkandidat

Da sind mir fast Ohren ab- und gleichzeitig Augen ausgefallen. Erst schmieren die auf ihren Zeitungsausschitten alles mit Hakenkreuzen voll und bezeichnen alles was ihnen nicht passt als Faschisten und dann wollen die mir erzaehlen Hitler sei mal nen ordentlicher Staatsmann gewesen? Meinte ich also drauf: "Ja, aber Krieg ist doch jetzt nicht so pralle und da hat der gute Adolf ja schonmal ordentlich zugeschlagen." Kommunistennazi (KN): "Ja, aber Deutschland war vorher doch im Eier vom 1. Weltkrieg, kein Fortschritt ohne Opfer!" Meinte ich: "Ja, hat er direkt mal nen paar Juden geopfert der gute Fuehrer." Darauf der KN: "Ja, ist doch nicht so wild. Das sind eh alles ueble Kapitalisten!" Und so Leute plaedieren fuer Gleichheit der Rassen? Ok, Jude zu sein hat nix mit Rasse zu tun, vielleicht ist das deren Argumentationskette? Amis sind boese und Juden halt auch?

Alle anderen haben zustimmend genickt und einer meinte: "Ja, ich weiss ja das man da in Deutschland nicht so drueber redet. Da ist Hitler boese, aber das ist doch nur von den Amis gemacht! In Wahrheit war der nen prima Kumpel!"

Darauf habe ich dann entschieden lieber weiter ueber das deutsche Sozialsystem zu sprechen statt mich auf irgendwelche sinnlose Diskussionen einzulassen. Achja, bin auch noch gefragt worden ob ich mich als Arier den Leuten da ueberlegen fuehlen wuerde. Selbst wenn, bin ich so bescheuert und erzaehl das nem eh schon aufgewuehltem Mob?

Also man trifft hier ja immer wieder hoffnungslose Optimisten die einem erzaehlen: "Ja, morgen ist das mit den Blockaden zu Ende, das dauert nicht mehr lang dann ist wieder alles in Ordnung!" So entstehen Buergerkriege sag ich nur. Meiner Meinung ist die Lage weit davon entfernt entschaerft zu werden. Im Gegenteil, die wird von manchen Leuten die man auch als Demagogen bezeichnen koennte noch ordentlich angeheizt. Das geht hier bald richtig ab, ud deshalb bleibe ich auch im Westen des Landes und sehe zu das ich innerhalb der naechsten Woche in Chile bin. Schade eigentlich, ist nen schoenes Land, aber das ist halt der Mensch.

So, um im naechsten Beitrag nicht nochmal auf Cochabamba zurueckkommen zu muessen hier nochmal die harten Fakten zu der Stadt. Zum einen gibts hier so nen Jesus wie in Rio, sogar noch bissel groesser. Brauch also das neue Weltwunder in Rio nicht mehr gucken zu gehen :)

Stefan und der Cristo de Concordia

Ansonsten wirkt Cochabamba eher reicher, aber viel zu sehen gibts da nicht. An diesem Wochenende ist da irgendeine Festivitaet, gestern gabs den ganzen tag ueber Paraden durch die Stadt und ich hab erstmal genug von Trommelmusik. Tourstisches gibts bis auf den Jesus nur noch ein naturkundliches Museum, dass aber eher als winzig zu bezeichnen ist. Schoene Mumie kann man da betrachten.

Mumien im Naturkundemuseum

Fuer alle dies irgendwann mal dahin verschlagen sollte kann ich noch den leckeren Obstsalat vom Futtermarkt empfehlen. So ne Mueslischuessel voll mit Sahne oder Eis fuer 70 Eurocent, Spottpreis also. Und lecker ist er noch dazu. Ist schoen, da an sich wahrscheinlich die Zeit eh am besten mit essen vertreibt.

Zum Abshluss hier noch ein Bild aus einer Kirche in La Paz was ich recht krass fand. Die ganzen Plaketen an den Waenden sind von Leuten die sich fuer die Erfuellung ihrer Gebete bedanken. Die anderen Waende sind uebrigens auch so voll.

Kirche in La Paz

Mittwoch, 3. September 2008

Gefaehrlichste Strasse der Welt

Aufgrund vermehrt auftretenden Gammelns hier in La Paz hab ich mal wieder Zeit zu schreiben. Zudem muss ich grad verdauen, hab naemlich mal wieder in einem dieser Minirestaurants zugeschlagen dies hier ueberall gibt.

Der Vorteil: Da das ganze hauptsaechlich fuer die Einheimischen ist ists guenstig und viel noch dazu. Heute gabs zum Beispiel nen kleinen Salat mit nem Broetchen, nen Teller Suppe, ein Hauptgericht, in diesem Fall ein Steak mit Nudeln und zum Nachtisch gabs noch eine Orangencreme. Kostenpunkt fuer das 4 Gaenge Menu war in diesem Fall ein ganzer Euro.

Der Nachteil: Es schmeckt jedes mal Scheisse. Vor allem die Suppen sind immer eine Ansammlung unidentifizierbarer Objekte die man nicht unbedingt naeher kennenlernen moechte. Tut mir ja leid das sagen zu muessen, aber ich hab hier in Suedamerika nicht einmal so ein Essen gehabt das gut war. Ich gelobe jetzt auch mal an dieser Stelle das ichs nicht wieder tun werde, also das essen gehen in diesen Kaschemmen. Da geb ich lieber 1,50 - 3 Euro fuer was Leckeres aus.


Da ich im letzten Beitrag ja nicht so wirklich ausfuehrlich auf den Titikakasee eingegangen bin hier nochmal ein Bild und ein paar Infos. Der See liegt auf etwa 3800m und hat eine Flaeche von etwa 8600 Quadratkilometern. Auf der Hoehe gibts in Europa nicht mehr allzuviele ebene Flaechen. Das meiste hat da nicht mal mehr nen Gipfel.

Titikakasee


Wer den Titikakasee besuchen will dem empfehle ich die bolivianische Seite, sauberer und schoener meines Erachtens. Allerdings wird man dann wohl nicht die floating islands zu Gesicht bekommen. Ist zwar kein beinbruch die nicht zu sehen und recht touristisch sind sie auch, aber trotz alledem nicht voellig uninteressant. Dabei handelt es sich um kuenstlich aus Schilfrohr gebaute Inseln. Ein foto sieht man im vorletzten Beitrag. Ist schon etwas komisch da drauf rumzulaufen, vor allem weil man immer ein wenig einsackt. Die Einheimischen wohnen da allerdings seit jahren und es kommt wohl nicht selten vor das ein neu verheiratetes Paar seine eigene Insel gruendet. Ein Nachteil der ganzen Lebensweise ist allerdings das die staendige Feuchtigkeit bekannterweise zu Rheumatismus fuehrt. Tja, da haben die Gruender der Inselgesellschaft vor ein paar hundert Jahren nicht dran gedacht...

Vom Titikakasee gings ja dann wie schon gesagt nach La Paz. Die Stadt ist jetzt nicht aussergewoehnlich schick, allerdings dient sie vielen Rucksacktouristen als Ausgangsbasis fuer ne Menge Touren. trotz der mangelnden Schoenheit hier mal ein Foto von La Paz, bzw. vielmehr von der San Francisco Kirche in La Paz.

San Francisco Kirche


Trotz meiner anhaltenden Faulheit hier in der Fremde hab ich dann gestern meine erste Tour in La Paz. Fuer mich gings auf die "worlds most dangerous road", eine alte Passstrasse die inzwischen durch eine neuere weitestgehend ersetzt ist. Seit 10 Jahren hat die Tourismusbranche in La Paz die Strasse fuer ihre Zwecke entdeckt und seitdem radeln die Touris jedes jahr den Berg runter. Die meisten Autos sind inzwischen eben auf die neue Strasse ausgewichen, so dass man recht wenig Verkehr hat. Dabei startet man auf 4800m und radelt schoen runter ins Tal, was, wie sich die meisten vorstellen koennen, nen Heidenspass ist.

Den Namen "gefaehrlichste Strasse der Welt" hat die Schotterpiste im uebrigen nicht von ungefaehr. Bevor die neue Strasse gebaut wurde ist im Schnitt 1 Mensch pro Tag auf dem Weg den berg hinauf oder ins Tal umgekommen. Einmal hats sogar nen halbes Dorf erwischt als die gut betrunken in nem Bus mit 128 Mann den heimweg von nem Fussballspiel angetreten haben. Man sollte die Strasse echt nicht betrunken fahren. Ist nicht der breitesten eine, teilweise so ca. 3m wuerde ich sagen und nebenann gehts dann bis zu 600m auf dem schnellsten weg ins Tal.
Nur mal so um den Abfall zu sehen...
Hat auch schon einige Touris gerissen, 16 an der Zahl bis heute, angeblich die Mehrzahl Israelis. Zitat Tourguide:"... ist nicht von ungefaehr ein israelischer Grabstein, das kommt davon wenn man sich immer die billigsten Touranbieter aussucht...".
Grabstein, gibt auch etliche Kreuze
Eine Franzoesin hat Bungee ohne Seil gespielt als sie vom Fahrrad abgestiegen ist weil ihr ein Auto entgegen gekommen ist. Das ansich war noch nicht so wild, allerdings hat sie das Auto als sehr nah empfunden und hat lieber nen Schritt nach hinten getan um der Karre Platz zu machen... jaja, so schnell kanns gehen.
Natuerlich gabs auch etliche Verletzte, leute die 80m runtergesegelt sind und mit nem Schaedelbasisbruch davongekommen sind oder so Glueckspilze die 10m mit ein paar blauen Flecken ueberstanden haben. Im Endeffekt halt das ganze Programm, ich denke mal was man sich so an fiesen Dingen vorstellen kann hats da auch schon gegeben.
Wie auch immer, wir sind alle heil runtergekommen, gab ausnahmsweise mal keine Verletzungen und diesmal waren die Fahrraeder im vergleich zu Nicaragua und Peru auch super. 2500$ das Fahrrad, da kann man das fahren schon richtig geniessen. Dazu noch das Andenpanorama und der Dschungel, ich kann die Tour auf jeden Fall nur an alle weiterempfehlen die sich mal in La Paz aufhalten.
Gefaehrlichste Strasse der Welt